Reisen - 01.03.13

Leben in Jakarta

Sechs Monate in Jakarta. Jeden Tag um die 30° C, keine Allergien, viel Verkehr und Lärm. Knapp 10 Millionen Einwohner, in der Metropolregion 30 Millionen. Es war aufregend und schön!

Arbeiten in Jakarta

Viel Zeit in Jakarta habe ich als Praktikant der GIZ mit Arbeiten verbracht. Mein Büro lag im 20. Stock des Industrieministeriums, manchmal musste ich auch ins Umweltministerium. Glücklicherweise wohnte mein Vermieter von beiden Ministerien gleich weit entfernt. Ich fuhr die erste Strecke bis zur Hauptstraße mit einem Angkot und wechselte dann in ein Taxi. Oft konnte ich auch mit meinem Vermieter fahren, was sehr praktisch war.

    

Neben der Arbeit in den Ministerien musste ich auch oft zu Workshops in verschiedene Hotels in der Stadt. In einem 5*-Hotel gab es im Restaurant in der Mittagspause Salat. Gemäß der Regel Cook it, peel it or leave it wollte ich eigentlich einen Bogen darum machen, aber mein Chef meinte, in einem 5*-Hotel sollte eigentlich nichts passieren. Am nächsten Tag hatte ich Durchfall. Von daher: beherzigt diese Regel! Denn mit Durchfall ist in Indonesien echt nicht zu spaßen. Auch hatte ich oft mit Erkältungen durch die vielen Klimaanlagen zu kämpfen. Nicht immer kann man die Temperatur beeinflussen und wenn man die Gebäude verlässt, läuft man in eine Hitzewand. 

Bis Mitte des ersten Monats bin ich hier immer durch den Vordereingang für hochrangige Leute ins Ministerium gegangen und wurde immer freundlich gegrüßt. Nachdem meine Kolleginnen mich darauf hingewiesen haben, ging ich dann durch den normalen Eingang, um wohlmögliche Probleme zu vermeiden. Die Angestellten hier trugen alle einheitliche Kleidung und meine Kolleginnen trugen deswegen ihre Dienstausweise gut sichtbar, damit sie vom Sicherheitspersonal identifiziert werden konnten. Ich hatte zwar keinen Ausweis, wurde jedoch auch noch nie angesprochen, da man mich wohl ganz gut zuordnen konnte. 
 
Die Angestellten im Ministerium arbeiteten von 7.30 bis 16 Uhr, wir fingen zwischen 9 und 10 Uhr an und hörten zwischen 16 und 17 Uhr auf. Da die Angestellten um 16 Uhr aufhörten, wurde die Klimaanlage gegen 15:30 abgeschaltet, aber dafür hatten wir in unserem Büro noch ein zusätzliches Gerät, welches wir dann einschalteten. Durch den ständigen Wechsel von Kälte und Hitze war ich oft erkältet. Die Internetverbindung im Ministerium war ziemlich mies. Teilweise lud ich meine benötigten PDF-Dokumente mit 7 kb/s runter und fühlte mich in die 90er zurückversetzt, als wir zu Hause noch kein DSL hatten. Wenn es gut lief, ging es auch mit 50 kb/s, aber das war sehr selten. Teilweise arbeiteten die Angestellten vom Ministerium mit Laptop, aber oft hörte man auch eine Schreibmaschine. Interessant war auch, wie mit dem Thema Rauchen umgegangen wurde. Gefühlt waren die Sicherheitsleute am Eingang nur am Rauchen am Arbeitsplatz und auf dem Flur zum Klo wurde auch ständig geraucht. 

Freizeit in Jakarta

Nach der Arbeit verbrachte ich die Zeit, wie viele andere Indonesier, oft in Shopping Malls, wovon es in Jakarta sehr viele gibt. Dort traf ich mich mit Freunden zum Essen oder bummelte einfach durch die Läden, die in den meisten Einkaufszentren identisch sind.

 

Oft traf ich mich auch mit meinen Vermietern zum Essen und lernte dadurch sehr viele leckere Gerichte kennen. Heute, über sechs Jahre später, erinnere ich mich noch gerne an den gegrillten und frittierten Fisch, Soto Betawi, Gado-Gado, Tempeh, Saté-Spieße von der Straßenküche und Avocado-Shakes mit Schokosirup. Auch in der Kantine vom Ministerium gab es täglich frisch zubereitete Drachenfrucht-Smoothies für weniger als einen Euro oder Kakao mit geraspelter Schokolade aus Java.

    

Mein Vermieter nahm mich auch mit zu Events mit seinen Kollegen. So waren wir einmal mitten in der Stadt auf der Driving Range ein paar Bälle schlagen und gingen danach Essen. Zwar besteht die bequeme Golfkleidung nicht aus Chinos und Hemden, aber wir haben ja keine 18 Loch gespielt. Ein bisschen schockierend war für mich, dass die Bälle in der Ferne von frei rumlaufenden Personen in Schutzkleidung aufgesammelt wurden und nicht von einem Fahrzeug mit Fahrerkabine. Ein bisschen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, wie auch die ganzen Sicherheitsleute in und vor den Einkaufszentren und die Putzkraft für jede Toilette. Richtig kontrolliert wurde ich nie, was aber vielleicht auch daran liegt, dass ich kein Indonesier bin.

Auf einem Wochenendtrip lernte ich eine Koreanerin kennen, die in einem Wohnkomplex mit 50m Pool wohnte. Ich konnte dort einfach hin, meldete mich am Tor als Besucher der Familie an, konnte dann direkt zum Pool gehen, mich umziehen und mir ein frisches Handtuch holen. Ein anderer Freund, der Indonesier war, konnte das nicht. Hier rief das Sicherheitspersonal erstmal bei der Familie an und fragte nach, ob sie denn auch wirklich Besuch erwarten würde.

Im Süden von Jakarta ist das Taman Mini Indonesia. Das ist eine Art Freilichtmuseum mit Gebäuden aus allen Ecken Indonesiens, die sich in der Architektur deutlich unterscheiden. Hier feierten meine Vermieter ihrer Hochzeit im Gebäude der Großraumregion Yogyakarta. Ich sollte auch Freunde von mir einladen, damit sie auch an diesem Erlebnis teilhaben konnten. Eine Hochzeit mit 600 Gästen in traditionellen Gewändern und mit Tanzaufführungen. Auch wir trugen Gewänder, die uns für den Abend zur Verfügung gestellt wurden. Freunde meines Vermieters holten mich zu Hause ab und brachten mich auch später wieder zurück. Was für mich jedoch etwas verwunderlich war: man blieb nur wenige Stunden auf der Feier. Ein Kommen und Gehen. Trotzdem ein sehr schönes Ereignis, was mir auch heute noch im Gedächtnis ist. 

Manchmal war ich mit anderen Praktikanten in der Skye Bar verabredet, die ein paar Stockwerke über der GIZ-Zentrale liegt. Die Preise waren ganz ok für so einen Ort. Knapp 4,50 Euro für ein Bier, aber der Blick (auch vom WC) war sehr schön. Professionelle Kameras waren dort leider nicht erlaubt und die Handys hatten damals noch andere Qualität.
 

Verkehr in Jakarta

Chaos. Das beschreibt den Verkehr in Jakarta ganz gut mit einem Wort. Es ist absoluter Terror für Europäer. Aus drei Spuren werden dann vier und die Motorradfahrer quetschen sich überall durch und man fährt halt auch mal auf zwei Spuren gleichzeitig und beim Abbiegen wird auch nicht viel Rücksicht genommen. 

   
 
Ich bin viel Taxi gefahren, aber das war so eine Sache. Nicht jeder Fahrer sprach Englisch und mit Google Maps konnten sie zum Teil auch nicht viel anfangen. Das hat mich dann einen Morgen auch sehr viele Nerven gekostet, weil der Fahrer zwei Mal falsch abgebogen ist und man dann halt im Stau steckte. Was aber ok war, sind die Kosten. Beim Einsteigen stand damals das Taximeter auf 6.000 Rupiah für den ersten Kilometer. Danach kosteten jede weiteren 100m 150 Rupiah. Ein Euro entsprach damals ungefähr 12.600 Rupiah und für eine Fahrt nach Hause zahlte ich zwischen 25.000 und 50.000 Rupiah, je nach Verkehr. Ich habe direkt am ersten Tag von meinem Vermieter eine lokale SIM-Karte bekommen und konnte so über das Handy verfolgen, ob wir richtig fahren und ggf. eingreifen. Ich bin auch auf einen Hinweis hin nur mit BlueBird und Express gefahren. BlueBird konnte ich auch mit einer App bestellen. Hat zur Rushhour nur nicht immer geklappt.

Wenn ich um 16:30 aus dem Büro ging, war es nicht ganz so schwer ein Taxi zu bekommen. In der Rush-Hour, ab 17 Uhr, war es dann nicht mehr so einfach und mehrfach  habe ich eine Stunde am Strassenrand gestanden. In der Zeit hätte ich die 5km auch zu Fuß geschafft, aber es war alles nicht so für Fussgänger konzipiert und die Gehwege teilweise in katastrophalem Zustand. Deswegen lies ich das Anfangs bei dem Verkehr und Wetter. Am Ende des Praktikums bin ich ab und zu auch gelaufen.

Es gibt neben dem Taxi auch die Möglichkeit Bus zu fahren oder Ojek. Ojek ist ein Motorradtaxi, wo man sich hinten drauf setzt. Die Fahrer haben immer einen zweiten Helm dabei. Ojek bin ich jedoch nie gefahren. Als ich das erste Mal eine Stunde gewartet habe ist eine Arbeitskollegin dazu gekommen und meinte wir könnten auch mit dem Bus fahren, allerdings soll ich als Europäer besonders auf meine Wertsachen aufpassen. Also alles tief in den Rucksack und den wie alle anderen auf dem Bauch getragen. Der Bus war allerdings nicht für große Europäer konzipiert und ich war froh, dass es zur späten Stunde nicht so voll war und ich meine Beine im Gang platzieren konnte. Der Bus fuhr immer sehr langsam, wenn Leute an der Straße standen und man konnte dann während der Fahrt einsteigen. Es llief dann eine Person durch den Gang und dort bezahlte man 2.000 Rupiah. Man stieg dann auch während der Fahrt aus wo man wollte. Daneben gibt es noch den Transjakarta-Bus für 3.500 Rupiah, aber der war immer total überfüllt in der Rush-Hour. Allerdings hat er auch eine eigene Busspur und man ist damit schneller unterwegs (allerdings wartet man zum Teil auch 1h bis man einen Platz bekommt). 

Eine andere Möglichkeit, während der Rush-Hour ein Taxi zu bekommen ist die Straßenseite zu wechseln, da dort viele Taxis von ihren Touren wieder zurück kommen. Allerdings haben viele diese Idee, und so steht man da manchmal auch länger. Blöd ist es dann, wenn es anfängt zu regnen, denn dann will generell jeder ein Taxi. Alternativ versucht man ein Executive-Taxi zu bestellen. Da die etwas teurer sind, bekommt man die einfacher. Bestellen konnte ich bequem mit dem Handy via App. Einmal habe ich das gemacht und war innerhalb von fünf Minuten in einem Mercedes. Man hörte im Verkehr zu jeder Zeit viele Trillerpfeifen. Bei jeder Ausfahrt standen (wenn vorhanden) die Sicherheitsleute und sorgten dafür, dass man auf die Straße fahren konnte. Ansonsten ist "Verkehrsregler" für viele Indonesier ein Job. Die stehen dann an Stellen wo man abbiegen kann und halten den Verkehr auf, damit es vorwärts geht. Dafür erhalten sie dann von manchen Fahrern 1.000 oder 2.000 Rupiah.

 

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